Samstag, 30. Juni 2007

Der erste Tag

Der Plan der Organisation KOSEF (Korean Science and Engineering Foundation) sah vor, den gesamten Tag der Ankunft nichts zu unternehmen. Die Tatsache sah allerdings geringfügig anders aus, was allerdings keineswegs schlimm war, im Gegenteil, so konnten wir einen ersten Eindruck bzw. genauer gesagt eine Überflut von Eindrücken bekommen, was uns die kommenden Wochen erwarten wird.

Kaum aus dem Flugzeug gehüpft, rannten wir auch schon die Gangway runter, voller Freude, auf alles, was vor uns liegt. "To boldly go…"

Nichts liegt mehr zwischen uns und dem unbekannten Land vor uns. Außer einer Zollbeamtin mit einer derart leisen Stimme, dass man lediglich aus der Kleidung und der Handbewegung zum gepiepsten „Passport, please.“ erahnen konnte, wonach gefragt wurde. Sich weiter vorzubeugen zum Tresen, und um Wiederholung des Textes bitten half leider nichts, denn im selben Zuge lehnte sich die zierliche Person zurück, um einen konstanten Abstand zu wahren.
Also gut, Ausweispapiere rausgezogen, die an Bord des Flugzeuges ausgefüllten Einreisepapiere vorgelegt und die Prüfung abwarten. Doch halt! Die Angabe der Aufenthaltsadresse ist unvollständig! – Natürlich, denn wir halten uns zum einen an furchtbar vielen Stellen auf zu Beginn, zum anderen: woher soll ich denn bitte die Adresse kennen, bevor sie mir mitgeteilt wurde, was zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht der Fall war… (ganz abgesehen davon, ist das koreanische Adressystem etwas Außergewöhnliches, aber dazu später mehr).
Das Vorlegen meines Mobiltelefons mit dem geöffneten Rufnummerneintrag meines Betreuers hat dann auch gereicht. Schließlich geht es ja auch nur darum, jemanden für meine Fehler verantwortlich machen zu können!
Nachdem schlussendlich die gesamte Mannschaft durch die Kontrolle hindurchgekommen ist, fehlten nur noch das Aufsammeln der Gepäckstücke und die Suche nach dem Empfangskomitee. Doch leider sind auf dem Flughafenfließband ein, zwei, viele Gepäckstücke, manchmal auch ziemlich gleich aussehende. Die Verwirrung muss bei einigen Fluggästen dermaßen groß gewesen sein, dass sie den einen oder anderen Koffer unseres Stipendiatentrupps zunächst aufgehoben haben, aber sofort wieder abgesetzt haben… nur leider nicht zurück aufs Band. Einige Umkreisungen der gesamten Gepäckförderanlage förderten die ganzen vermissten Stücke zu Tage. Die ganzen Gepäckstücke? Nein, alle bis auf einen kleinen (gallischen) Koffer!



Natürlich war das Gepäck doch nicht komplett, aber nach kurzen Gesprächen mit dem Flughafenpersonal konnten die Koffer gefunden werden - in Frankfurt. Einen in unserer Reihe hat Murphy voll erwischt und dessen Koffer einfach mal dort zurückgehalten. Allerdings ist dieser recht zügig mit der nächsten Frachtmaschine nachgesandt und sofort am selben Abend noch von einem Fahrer ins Hotel gebracht worden.
Am Ausgang des Flughafenterminals warteten auch bereits zwei Mitarbeiter von KOSEF, die uns sehr herzlich in Empfang genommen haben. Wie sich kurz darauf herausstellen sollte, handelte es sich dabei um den Verantwortlichen für International Affairs und unsere Tour Guide, die uns die darauffolgende Woche begleitet haben.

Was soll ich nun sagen, es wurde mehrfach von hoher Luftfeuchtigkeit gesprochen. Allerdings befand sich die Luft um Incheon Airport im leicht übersättigten Zustand, was von unserer Reiseführerin mit einem lachenden „Yes, we have rainy season!“ quittiert wurde. Ab diesem Moment fragte ich mich nicht mehr, was für ein Unwetter den Flug ab Ulan Bator wohl so „aufregend“ (gelegentliche Schreie aus verschiedenen Richtungen bei unerwarteten und für wenige Sekunden anhaltenden Abwärtsbewegungen des Flugzeugs) gestaltet hatte…

Eine nicht allzu lange Busfahrt später (Hatten wir an den roten Ampeln eigentlich gehalten?!?) kamen wir im Zentrum Seouls an, dem Ziel der ersten Etappe unserer Reise – Hotel Koreana (Mir geht „Hotel California“ einfach nicht mehr aus dem Kopf seit dem Aufenthalt in besagter Unterkunft…)









Auf den ersten Blick sehr schön, doch die Spezialitäten des Zimmers zogen nach kurzer Zeit die Aufmerksamkeit auf sich… man beachte beispielsweise den sauber angebrachten Klebestreifenrückstand, welcher dank seiner genauen Ausrichtung das Ablaufen des aus der Duschkabine dringenden Wassers (und es drang in Fluten!) regulierte - und somit eben aus einer homogenen Verteilung des kühlen Naß über den gesamten Feuchtraum, welche natürlich auch eine immense Rutschgefahr darstellt, eine gerichtete „Flußdichte“ zum Abfluß hin erzielte. Es handelte sich also zweifelsohne um einen ARAFLOC (adhesive remainder for anisotropic flow control)!



Ganz nebenbei erhält man so zusätzlich noch eine Fußsohlenreinigung beim Überschreiten (und Klebenbleiben).
Die Zimmer waren äußerst bequem, Lichtschalter sucht man als typischer Europäer jedoch zunächst vergeblich. Nur für das Badezimmer existierte ein gesonderter Schalter. Bei Licht läßt sich allerdings nicht überragend gut schlafen, also geht die Suche weiter. Des Rätsels Lösung befand sich auf einem der Nachttischchen, denn dort hatte sich, gut als Zweittelefon getarnt, eine Steuereinheit für das ganze Zimmer eingenistet. Damit ließen sich Radio, Wecker, Klimaanlage und eben die verschiedenen vorhandenen Lampen direkt steuern. (Somit bestand niemals die Gefahr des nächtlichen akuten Zehenschmerzes, der bei unbekanntem Terrain die Suche nach dem Lichtschalter und der Toilette einen schon des öfteren ereilt hat (insbesondere bei Schuhgröße 46 – die Dinger sind schwer zu lenken!).
Im übrigen kann man sich wirklich sämtliche Steckdosenadapter sparen, denn anstelle den Adapter in die Wand zu stecken, liefert die Wand gleich sämtliche Adapter mit:



Abgerundet wurde der erste Tag durch ein gemütliches, mongolisches Abendessen…



… und die abschließende Heimsuchung der Betten.

Die Flughäfen dieser Erde

Der heimische Flughafen ist doch der schönste! Nur zwei Terminals, nicht so viele Gates, kein undurchschaubares Gedränge. Einfach herrlich! Dagegen aber...

Paris, Charles-de-Gaulle (CDG). 1220h - Landeanflug. Planmäßige Ankunft: 1220h. Anschlussflug: 1315h, Boarding ab 1215h.

Alles scheint zu klappen. Bis mir klar wird, daß der Pilot die falsche Landebahn erwischt haben muß (ja, mir ist klar, daß das nicht der Fall ist, aber wer hat denn den Anflug nur geplant!?!) - denn es ist sicher nicht im Sinne des Erfinders, daß ein FLUGzeug den Flughafen am Boden umkreist. Aber dann doch 25 Minuten später kommen wir zum Stehen. Die 50 Passagiere der Embraer werden in einen Bus umgeladen... und weiter geht's! 20 Minuten, quer über CDG, genau dorthin zurück, wo wir vorhin runtergekommen sind, nur jetzt näher am Gate! Es ist 1255h, daß Boarding endet wohl etwa 5-10 Minuten vor Abflug, also etwa um 1305h!!! Der Spaß daran: ich muß von Terminal D20 nach F45, das sind zu Fuß ohne Rennen wohl weniger, mit Rennen waren es immer noch 20 Minuten! Also, pünktlich um 1315h am Gate angekommen - nur ein Securitycheck liegt noch vor mir (in Gedanken ist mir aber klar: der Flug ist doch ohnehin schon weg) - ein Securitycheck und etwa 100 Passagiere!!! Also, trippelnd wartend erfahre ich aber zu meiner Erleichterung, daß der Flug Verspätung hat - kein Wunder: die 100 Paxe gehörten auch alle zu diesem Flug!

Die Freude und Erleichterung kennen keinen Vergleich, die ich beim Betreten des Flugzeuges (eine Boeing 777-300ER) verspürt habe!

Wo bleibt mein Reisepass?

Nein, keine Angst - ich bin da!!! Heute gelandet um etwa 0800h Ortszeit, also 0100h GMT+1. Allerdings nun doch erst eine kurze Rückblende, denn schließlich wäre die Reise um ein Haar ins Wasser gefallen...

Man sollte den Reisepaß rechtzeitig beantragen. - Doch was ist rechtzeitig? Rechtzeitig heißt, daß man das Objekt der Begierde zur Verfügung hat, wenn man es am dringendsten braucht. So zum Beispiel also den Reisepaß für eine Reise.
Meine Annahme der Rechtzeitigkeit waren 6 Wochen vor Beginn der Reise. Zugegebenermaßen wurde ich von mehreren Seiten öfters darauf hingewiesen, daß das nicht rechtzeitig genug sein könnte, aber ich mußte meine Faulhei... Überzeugung durchsetzen. Schließlich also den Gang zum Amt zur Beantragung des Reisepasses vollbracht, es war der 16. Mai, dabei noch vorsichtig nachgefragt, ob der denn auch "rechtzeitig" fertig würde, und prompt ein Gelächter der städtischen "Dienstleister" kassiert. "Was mir denn einfiele, man sei ja nicht faul und langsam..."

Gut! Klappt alles! Wird fertig! In 3-4 Wochen soll ich ihn abholen.

Nun sei angemerkt, daß mein zuständiges Amt nicht das Hauptquartier der Ämter in meinem Wohnort darstellt, sondern eine Art ausgelagerte Dienststelle, die allerdings keinen wesentlich kleineren Kundenkreis versorgt. Aber eine gemeinsame Internetseite haben die ja! Und dort wird auch brav angekündigt, welche Pässe bereits zur Abholung bereitliegen. 4 Wochen später heißt es dort auch: Bis zum 25.5.07 beantragte Reisepässe liegen zur Abholung bereit.
Fein! Meiner ist auch dabei! Schnell zum Amt gefahren, abholen wollen, warten, nachschauen lassen, noch mehr warten, nochmal nachschauen lassen, ewig warten. Nicht da! Wie? Vergessen? Verloren? Vielleicht gar nicht ausgestellt worden?!? Woher ich denn wissen wolle, daß mein Paß schon da sei? Na, die Internetse.... "Die gilt für uns nicht!" - Aha. Wofür gibt's die dann??? "Die gilt nur für die Hauptstelle." - Aha. Warum habt ihr keine eigene???

Egal, probier' ich es einfach später nochmal. Eine Woche später, man ist ja schlauer geworden, kommt erst ein Kontrollanruf. "Nein, die sind no net dou." Macht ja nichts. Hab ja noch ne Woche, bei der ich schon langsam ins Schwitzen komme!

Aber vorsorglich habe ich jetzt meiner Ansprechpartnerin für das Stipendium auf deutscher Seite Bescheid gegeben. Daraufhin wurden die besagten Ämter mit Mails und Faxen freundlich darauf hingewiesen, den Vorgang geringfügig beschleunigt durchzuführen. UND ZWAR SOFORT!
Noch ein Anruf beim Amt. "Nein, der ist no net dou. Die komma ja vo Berlin, da haben mir kan Einfluss net." Noch einmal oben genannter Ansprechpartnerin Bescheid gegeben. Nochmal freundliches Drängeln mit Hinweis auf die Möglichkeit, in Berlin doch aber mal anrufen zu können.

Das Ende vom Lied: mein erneuter und letzter Anruf meinerseits wurde mit "Wer ist da? ...? (Name ausgelassen) Oh, aber Herr ..., das tut mir jetzt sehr leid, ich habe die Nachrichten per Fax ja erhalten, aber da können wir nichts tun, aber ich bitte Sie mehrfach um Verzeihung und ich rufe aber mal in Berlin an." - Wow! Jetzt bin ich plötzlich Herr ... und nicht einfach nur Herr "is no net dou"? Schließlich ergab wohl der Anruf in Berlin, daß mein Paß pünktlich bis Freitag vor Abflug vorliegen soll (also nach 6 1/2 Wochen Bearbeitungszeit - demnach sind wohl 6 1/2 Wochen als rechtzeitig zu definieren!), ich würde aber noch persönlich zurückgerufen, sobald der Reisepaß eintrifft.
Als ich am Freitag das Amt, nach dem tatsächlich erfolgten Rückruf, betreten hatte und vorsichtig an die Tür klopfte, wurde ich nach kurzem Aufsehen sofort persönlich mit "Hallo Herr ..." begrüßt, der Kunde vor mir wurde zur Seite geschoben mit den Worten "Entschuldigen Sie, aber der Herr ... wartet auf seinen Reisepaß und hat es sehr, sehr dringend!"

An dieser Stelle herzlichen Dank nochmals an Frau E., ich wüßte wirklich zu gerne, womit Sie den Mitarbeitern in diesem Amt gedroht haben, aber meine Ehrenbürgerschaft ist sicher nur noch eine Frage der Zeit...

Samstag, 16. Juni 2007

Koreaner sind sehr nett - aber sprich sie nicht mit dem Vornamen an

Nein, ich bin noch nicht dort... es geht erstmal um viele offene Fragen. Dort werden wir gemeinsam (alle Stipendiaten) zunächst in Seoul und Gyeongbuk die Sehenswürdigkeiten zu Gesicht bekommen, einen Sprachkurs besuchen und anschließend zu den Gastinstitutionen verschifft, i.e. meine Wenigkeit wird nach Pohang ans POSTECH (Pohang University of Science and Technology, http://www.postech.ac.kr/) kommen und sich dort in eines der Gästehäuser einmieten.

Damit schonmal die erste Hürde: wie kommt man an den Vermieter heran? Kein Problem - mein Gastgeber hat seine Büroassistentin auf mich angesetzt, seither werde ich wöchentlich nach meinem Befinden gefragt und jegliche Hilfestellungen werden geleistet. Also: sie kümmert sich um die Unterkunft. Eine Woche später erhalte ich das Okay vom Vermieter, für 55 Tage möchte er 1.100.000 Won, das sind umgerechnet etwa € 900,- für zwei Monate für ein Drei-Zimmer-Appartment mit Küche und Bad. Aber eben jene Assistentin hat gleich darüber informiert, daß sie versucht, etwas am Preis zu machen... Zack, zwei Tage später heißt es: nun muß ich nur noch 400.000 Won zahlen, ca. 60% weniger, der "Housing Manager" gewährt mir einen kleinen Rabatt!!!

Damit wäre die größte Frage schon geklärt, es folgten die ganzen, vielen, kleinen Dinge, die meist erst während des Aufenthaltes auffallen und mit einem "hätt' ich's doch vorher gewußt" quittiert werden. Welche Steckdosen bei welcher Betriebsspannung findet man zum Bleistift in Korea? 110V UND 220V, manchmal so, manchmal so... das sagen zumindest die Recherchen im Internet. Gut. Und welche Steckerform? Keine Ahnung. Auch das Web weiß darüber nichts... aber da war doch noch die Assistentin! Diese hat mir auch prompt auf mein Nachfragen Bilder von den dortigen Steckern geschickt und siehe da: es sind die "ganz normalen" Schuko- und Eurostecker! Damit auch jeder weiß, was gemeint ist, hier noch ein kleines Bildchen (nicht alle meine Leser werden eine ingenieurstechnische Grundausbildung genossen, sondern vielleicht auch zwei linke Hände wie der Autor haben :)






















Auch wurde ich darüber informiert, daß es sinnvoll sei, ein Bankkonto dort vor Ort zu eröffnen, was gar kein Problem sei, schließlich gäbe es eine uni-interne Bank auf dem Campus (hier gibt's gerade mal einen Automaten, der manchmal funktioniert!)

Ein vorletzter Hinweis für alle, die jemals mit Koreanern zu tun haben werden: Sprich sie nicht mit dem Vornamen an! Was hier als freundschaftliche Geste verstanden wird, ist dort ein absolutes No-Go! Selbst Geschwister sprechen sich untereinander nicht mit dem Vornamen an! Das sprechen mit anderen oder über andere kann sich so allerdings als recht schwierig erweisen, denn 70% der Bevölkerung heißen mit Nachnamen Kim oder Park... jetzt mach' mal klar, auf WELCHEN Kim Du Dich im Gespräch beziehst!?!

Und der letzte Hinweis: Stäbchen gehören in die rechte Hand! Linke Hand ist pfui! (Das wird ein Spaß, ich bin Linkshänder!!!)

Bevor ich aber noch alle mit unendlichen Posts langweile, werde ich jetzt anfangen, meine Schuhe zu putzen, schließlich müssen doch die 20 kg zulässiges Gepäck für den Flug genutzt werden!

Euer
올리버
(Ol-li-beo)

Es war doch nur eine unverbindliche Frage!?

Mit einer Frage fing alles an: mein Dozent für Plasmaphysik hat mich vor etwas über einem Jahr gefragt, ob ich nicht Lust hätte, für eine Zeit nach Korea zu gehen. Was antwortet man auf eine derartige unvermittelte Frage schon? - "Ja!"

Das ganze hätte auf Kosten des deutschen Staates sprich im Rahmen eines DAAD-Stipendiums stattfinden sollen, insofern waren natürlich höchstamtliche Bewerbungsfristen einzuhalten... die aber leider zum Zeitpunkt der Frage schon seit zwei Tagen verstrichen waren! War wohl nix! Die lassen da nicht mit sich reden, schließlich muß ja alles fristgerecht und zeitgenau entschieden und geplant werden.

Na gut! Dann eben nicht...


Vor ein paar Monaten hatte ich nun eine Vorbesprechung zu meiner Diplomprüfung im Wahlfach Plasmaphysik, bei bereits zuvor genanntem Dozenten - und er hat sich an die Frage vor einem Jahr erinnert und mir erneut das Angebot unterbreitet, nach Korea zu gehen, diesmal sollten wir die Bewerbungsfristen ja auch einhalten können! Und wir haben sie eingehalten! Dabei wurde auf den Nachweis des englischen Sprachvermögens verzichtet, denn schließlich wurde das all die Jahre zuvor bei diesem Stipendium auch nie verlangt, obwohl explizit aufgeführt. Es würde sich ohnehin kaum einer auf dieses Stipendium bewerben.

Alles schien in Ordnung zu sein... bis ich etwa 5 Tage vor Ablauf der Frist (nachdem meine Bewerbung bereits zwei Wochen vorlag) einen Bescheid bekomme, wonach ich dringlichst nachweisen müsse, daß ich auch Englisch sprechen und schreiben könne. Das ist schließlich nach 8 Jahren Schulenglisch, Kurzurlaub in Nordirland, 7 Jahren "Computerei" und Internet, unzähligen Forschungspapers und Fachliteratur auf Englisch, die durchgearbeitet werden mußten, in keinster Weise zu erwarten... verlangt wurde ein Nachweis der Englischen Sprache durch Sprachtest bei einem Native Speaker an der hiesigen Uni, dazu ein kurzes Schriftstück (DIN A4) mit einer ausführlichen Begründung, warum ich diesen Sprachtest nun machen müsse, und meinen Lebenslauf in Englisch. Kein Problem, ich hatte ja auch nur zwei Wochen darauf meine Diplomprüfung, da kann man sich schon auch auf sowas konzentrieren. Aber ein Anruf beim Sprachenzentrum meiner Uni mit einer ausführlichen Erklärung der Dringlichkeit meines Anliegens und schon habe ich ratzfatz einen Termin - einen Tag vor Ablauf der Bewerbungsfrist!

Einige mögen sagen: "Was kümmert denn die Frist? Er hat sich doch fristgerecht beworben!" Jaja, nur sind Nachreichungen nicht gestattet und unvollständige Bewerbungen werden als nicht existent behandelt...

Schließlich kam der Tag der "großen" Englischprüfung (der schwierigste Inhalt dieser Prüfung war das Zimmer des Prüfers zu finden - Unis verwandeln ob der finanziellen Not selbst die Besen- und Abstellkammer im Kellerraum der Tiefgarage in ein Büro!). Nach etwa 20 Minuten kam der Prüfer zum Schluß, daß ich Englisch ganz gut kann und hat mir auf dem Formblatt Unicert 3 angekreuzelt... und die Hand offengehalten! "???" Wer dachte denn, daß solche Prüfungen kostenlos sind? Da könnte ja jeder Student kommen, € 85,- Verwaltungsmehraufwandsentschädigung und Studentenwerksbeitrag pro Semester zahlen zzgl. € 500,- Semestergebühren und plötzlich erwarten, daß solche Prüfungen kostenlos sind?!? Einmal prüfen - macht dann zwanzisch Eurose bitte!

Das offizielle Verfahren hätte nun so ausgesehen: ich wäre zur nächsten Bank gestiefelt, hätte Geld abgehoben (man führt ja nur noch Plastik mit sich und kein Bargeld, aber EC-Verfahren sind den Unis fremd), wäre am nächsten Tag wiedergekommen (das Sekretariat = Geldannahmestelle schließt ja nachmittags, und meine Prüfung lief bis Punkt 12), hätte im Sekretariat gezahlt, dieses hätte in der kommenden Woche sich dazu erbarmt, meine Prüfungsformblätter zu stempeln (die Unterschrift und Bestätigung des Prüfers wurden bereits in meinem Beisein geleistet), um dann irgendwann per Post die Unterlagen an mich zu schicken. Zum Glück - an dieser Stelle nochmals ein riesiges Dankeschön!!! - war mein Prüfer wie bereits erwähnt ein Native Speaker und legte nicht allzuviel Wert auf die deutsche Korrektheit, und hat mir die (von ihm gestempelten) Unterlagen mit einem Lächeln in die Hand gedrückt. Das Geld solle ich die nächsten Tag halt nach Möglichkeit vorbeibringen oder in einem Umschlag nachher unter der Tür durchschieben. (Was ich natürlich auch sofort getan habe, nach meinem Spaziergang zum nächsten Automaten.)

Das Ende vom Lied: ein Blitzbesuch bei der Post und eine Mail mit den gescannten Dokumenten sicherten die Fristwahrung - Mitte April sollte ich dann Bescheid bekommen. Die Jahre strichen ins Land... na gut, es war nur ein Monat länger als angekündigt, aber wie gut, daß es von Seiten des Bewerbers keine Fristen gibt. Überdies ist Planungssicherheit sicherlich unnötig (getreu dem Motto: Wer geht schon parallel zum Studium arbeiten?!) Aber Mitte Mai hieß es dann doch für mich: Sie sind angenommen! Was das bedeutet? Ich werde die zwei heißesten Monate zur Regenzeit am anderen Ende des Erdballs in Korea verbringen!!! (Ach ja, hatte ich erwähnt, daß dies auf Kosten des dt. Steuerzahlers sei? - Nein, nur der Flug. Die Unterbringung in den Fünf-Sterne-Hotels während der Orientierungswoche in Seoul und Gyeongbuk, sowie der Sprachkurs und die Ausflugsreisen zahlen die koreanischen Gastgeber...)

Korea kann kommen!!!