Samstag, 16. Juni 2007

Es war doch nur eine unverbindliche Frage!?

Mit einer Frage fing alles an: mein Dozent für Plasmaphysik hat mich vor etwas über einem Jahr gefragt, ob ich nicht Lust hätte, für eine Zeit nach Korea zu gehen. Was antwortet man auf eine derartige unvermittelte Frage schon? - "Ja!"

Das ganze hätte auf Kosten des deutschen Staates sprich im Rahmen eines DAAD-Stipendiums stattfinden sollen, insofern waren natürlich höchstamtliche Bewerbungsfristen einzuhalten... die aber leider zum Zeitpunkt der Frage schon seit zwei Tagen verstrichen waren! War wohl nix! Die lassen da nicht mit sich reden, schließlich muß ja alles fristgerecht und zeitgenau entschieden und geplant werden.

Na gut! Dann eben nicht...


Vor ein paar Monaten hatte ich nun eine Vorbesprechung zu meiner Diplomprüfung im Wahlfach Plasmaphysik, bei bereits zuvor genanntem Dozenten - und er hat sich an die Frage vor einem Jahr erinnert und mir erneut das Angebot unterbreitet, nach Korea zu gehen, diesmal sollten wir die Bewerbungsfristen ja auch einhalten können! Und wir haben sie eingehalten! Dabei wurde auf den Nachweis des englischen Sprachvermögens verzichtet, denn schließlich wurde das all die Jahre zuvor bei diesem Stipendium auch nie verlangt, obwohl explizit aufgeführt. Es würde sich ohnehin kaum einer auf dieses Stipendium bewerben.

Alles schien in Ordnung zu sein... bis ich etwa 5 Tage vor Ablauf der Frist (nachdem meine Bewerbung bereits zwei Wochen vorlag) einen Bescheid bekomme, wonach ich dringlichst nachweisen müsse, daß ich auch Englisch sprechen und schreiben könne. Das ist schließlich nach 8 Jahren Schulenglisch, Kurzurlaub in Nordirland, 7 Jahren "Computerei" und Internet, unzähligen Forschungspapers und Fachliteratur auf Englisch, die durchgearbeitet werden mußten, in keinster Weise zu erwarten... verlangt wurde ein Nachweis der Englischen Sprache durch Sprachtest bei einem Native Speaker an der hiesigen Uni, dazu ein kurzes Schriftstück (DIN A4) mit einer ausführlichen Begründung, warum ich diesen Sprachtest nun machen müsse, und meinen Lebenslauf in Englisch. Kein Problem, ich hatte ja auch nur zwei Wochen darauf meine Diplomprüfung, da kann man sich schon auch auf sowas konzentrieren. Aber ein Anruf beim Sprachenzentrum meiner Uni mit einer ausführlichen Erklärung der Dringlichkeit meines Anliegens und schon habe ich ratzfatz einen Termin - einen Tag vor Ablauf der Bewerbungsfrist!

Einige mögen sagen: "Was kümmert denn die Frist? Er hat sich doch fristgerecht beworben!" Jaja, nur sind Nachreichungen nicht gestattet und unvollständige Bewerbungen werden als nicht existent behandelt...

Schließlich kam der Tag der "großen" Englischprüfung (der schwierigste Inhalt dieser Prüfung war das Zimmer des Prüfers zu finden - Unis verwandeln ob der finanziellen Not selbst die Besen- und Abstellkammer im Kellerraum der Tiefgarage in ein Büro!). Nach etwa 20 Minuten kam der Prüfer zum Schluß, daß ich Englisch ganz gut kann und hat mir auf dem Formblatt Unicert 3 angekreuzelt... und die Hand offengehalten! "???" Wer dachte denn, daß solche Prüfungen kostenlos sind? Da könnte ja jeder Student kommen, € 85,- Verwaltungsmehraufwandsentschädigung und Studentenwerksbeitrag pro Semester zahlen zzgl. € 500,- Semestergebühren und plötzlich erwarten, daß solche Prüfungen kostenlos sind?!? Einmal prüfen - macht dann zwanzisch Eurose bitte!

Das offizielle Verfahren hätte nun so ausgesehen: ich wäre zur nächsten Bank gestiefelt, hätte Geld abgehoben (man führt ja nur noch Plastik mit sich und kein Bargeld, aber EC-Verfahren sind den Unis fremd), wäre am nächsten Tag wiedergekommen (das Sekretariat = Geldannahmestelle schließt ja nachmittags, und meine Prüfung lief bis Punkt 12), hätte im Sekretariat gezahlt, dieses hätte in der kommenden Woche sich dazu erbarmt, meine Prüfungsformblätter zu stempeln (die Unterschrift und Bestätigung des Prüfers wurden bereits in meinem Beisein geleistet), um dann irgendwann per Post die Unterlagen an mich zu schicken. Zum Glück - an dieser Stelle nochmals ein riesiges Dankeschön!!! - war mein Prüfer wie bereits erwähnt ein Native Speaker und legte nicht allzuviel Wert auf die deutsche Korrektheit, und hat mir die (von ihm gestempelten) Unterlagen mit einem Lächeln in die Hand gedrückt. Das Geld solle ich die nächsten Tag halt nach Möglichkeit vorbeibringen oder in einem Umschlag nachher unter der Tür durchschieben. (Was ich natürlich auch sofort getan habe, nach meinem Spaziergang zum nächsten Automaten.)

Das Ende vom Lied: ein Blitzbesuch bei der Post und eine Mail mit den gescannten Dokumenten sicherten die Fristwahrung - Mitte April sollte ich dann Bescheid bekommen. Die Jahre strichen ins Land... na gut, es war nur ein Monat länger als angekündigt, aber wie gut, daß es von Seiten des Bewerbers keine Fristen gibt. Überdies ist Planungssicherheit sicherlich unnötig (getreu dem Motto: Wer geht schon parallel zum Studium arbeiten?!) Aber Mitte Mai hieß es dann doch für mich: Sie sind angenommen! Was das bedeutet? Ich werde die zwei heißesten Monate zur Regenzeit am anderen Ende des Erdballs in Korea verbringen!!! (Ach ja, hatte ich erwähnt, daß dies auf Kosten des dt. Steuerzahlers sei? - Nein, nur der Flug. Die Unterbringung in den Fünf-Sterne-Hotels während der Orientierungswoche in Seoul und Gyeongbuk, sowie der Sprachkurs und die Ausflugsreisen zahlen die koreanischen Gastgeber...)

Korea kann kommen!!!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Cool Oli, du hast wirklich Talent zum schreiben, solltest vielleicht umsatteln zum Schriftsteller, und wenn du dann dein erstes Buch geschrieben hast kauf ich auch eins ;-) Mogly