Samstag, 7. Juli 2007

Das Wochenende

Bevor es nun aber doch richtig losging, wurde ich noch schnell an den (für mich) wichtigsten Gebäuden für die nächsten Tage vorbeigeführt, teils mit dem Auto, teils zu Fuß (die meisten Koreaner, denen ich bisher begegnet bin, haben ein unglaubliches Tempo zu Fuß!). Darunter befand sich auch das "Jigok Community Center", in welchem sich die Studentenmensa, die Mensa für Universitätsangestellte und ein etwas gehobeneres Restaurant mit Selbstbedienung befinden, sowie ein Mini-Supermarkt (dort gibt es wirklich nur das notwendigste), ein Buchhandel und diverse Getränkeautomaten.



Daneben wurden mir noch schnell die Anlagen des Pohang Accelerator Laboratories von außen und das Büro der Mitarbeiterin gezeigt, bei der ich mich am Montag um 0900h dann einfinden sollte.

Dann wieder zurück zum Appartment und ein schönes Wochenende!

Also, was macht man nun, einsam und verlassen (mein Mitbewohner war nicht im Haus, als ich ankam) in einem fremden Land gegen 1800h? Richtig. Wohnung anschauen, photographieren für den Blog, kurz erschrecken, weiterphotographieren, noch mehr erschrecken, Essen suchen. Nun wußte ich ja, wie ich zur Studentenmensa komme (5-10 Minuten zu Fuß), und daß es dort von 1800h bis 1930h Abendessen gab. Also nichts wie los!

Dort angekommen mußte ich mich zunächst mit den Automaten vertraut machen, die einem ein kleines Zettelchen bescheren, welches man dann 5 Meter weiter wieder abgibt, ohne daß jemand auch nur darauf achtet... allerdings scheint hier jeder, der ausreichend finanzielle Mittel dabei hat, so ehrlich zu sein, auch einen dieser hübschen Kassenbons zu kaufen. Abgesehen davon ist's nicht sonderlich teuer: für Studenten sind es 1.500 Won fürs Frühstück und jeweils 1.800 Won für Mittag- und Abendessen. Die Mengen entsprechen dabei nicht den "nur ein hungriger Student ist ein guter Student"-Mengen, die man von D gewohnt ist, darüberhinaus gibt es hier sogar Geschirr (jaja, die technische Fakultät meiner Heimatuni verwendet die durch die heißchemische Schnellwäsche verbogenen Plastiktabletts mit den Vertiefungen für Sauce 1, Sauce 2, Gericht und Besteck...).

Zurück zum Automaten: ein Haufen Tasten mit einem Haufen Geldbeträgen und koreanischen Lettern. Da es sich aber jeweils um Vielfache der oben erwähnten Preise handelt, bekommt man wohl jeweils eine entsprechende Anzahl der Bons ausgedruckt. Also, einfach mal die Taste für 1.800 Won gedrückt, der Automat zeigt auf dem Display auch den richtigen Betrag an, 1.000 Won-Schein anlegen, reinziehen lassen, nächsten Schein zücken, rei... in diesem Moment kommt mein Schein wieder raus. Kein Problem, passiert ja manchmal. Schnell den Schein ein wenig entknittert, erneut ansetzen, reinschieben... und schon kommt er wieder raus. Aha! Moment! Da war doch was! Vermutlich ist dies einer der tückischen Automaten, der nicht die neuen... oder waren's die alten... also der nimmt halt wahrscheinlich nicht beide Sorten an Scheinen. Also, den 1.000er ausgetauscht, neu angesetzt, reinschieben... und schon kommt der Schein brav wieder raus.

Das ging sicher noch ein paarmal so hin und her, bis ich mich verzweifelt abgewendet hatte und den nächsten Automaten suchen wollte, als just in diesem Augenblick ein junger koreanischer Student mich verschreckt und verstört wirkend anspricht. Dabei blickte er immer wieder über seine Schulter, so, als wolle er sichergehen, daß kein anderer mitbekommt, wie er mit mir spricht. Mit ein paar Brocken Englisch erklärte er mir, daß der Automat defekt sei, wie ja auch auf dem im Gewirr der Zeichen untergegangenen Aufkleber stehe... er hat mir noch schnell einen anderen Automaten gezeigt, bevor er auch wieder so schnell verschwunden ist, wie er gekommen war.

Nachdem also Kärtchen wieder in einer durchsichtigen Plastikbox abgegeben, Reis, Suppe, Hauptgericht und zwei bis drei Beilagen (Kimchi und anderes Gemüse) aufgeladen sind, sucht man sich einen Platz und fängt das Einatmen an. (An Glucke: Ich möchte nie wieder hören, ich würde das Essen hereinschlingen!!! Das Tempo hier ist einfach unglaublich, ich habe echte Mühen, hinterherzukommen! Es gebietet jedoch die Höflichkeit, so schnell wie die anderen am Tisch zu essen...)

Nach dieser Mahlzeit noch kurz über den Campus geschlendert und ab in die Wohnung. Dort treffe ich auch meinen koreanischen Mitbewohner an, der mir kurz erklärt, daß er zwar ein Jahr in Kanada war, aber eigentlich kein Englisch kann. Kurz darauf deutet er auf meinen Laptop, den ich vor dem Essen am vorhandenen Netzwerkanschluß angehängt hatte. Ich deutete diese Geste und fragte, ob er das Internet bräuchte, woraufhin mir ein Nicken entgegnet wurde. Also: Laptop abgehängt, er hängt seinen Laptop dran... und geht schlafen. Hm. Ein Missverständnis?

Etwas rücksichtslos stöpsel ich seinen Laptop wieder ab, da ich fest davon ausging, er bräuchte ihn im Schlaf sicherlich nicht und hänge meinen erneut an. Jetzt brauche ich erstmal dringend Kontakt zum anderen Ende der Welt...

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