Freitag, 27. Juli 2007

Don Quijote und Sancho Pansa auf der Suche nach den Gummi-Tatami

Bevor wir uns zu zweit auf dem Töff in Richtung heimatlichen Hafen begaben, plagte uns beide der Hunger. Glücklicherweise befindet sich direkt am Bahnhof eine Niederlassung der Lieblings-Restaurant-Kette meines Bruders (die so unscheinbar in einem noch viel unscheinbareren Gebäude vor sich hinexistiert, daß er es erst nach einem Jahr dank seiner handzurrenden Begleitung erfahren hatte).

Nachdem wir einen Platz gezeigt bekommen und uns niedergelassen haben, ganz unter der strengen Beobachtung der Tischnachbarn, deren Blicke Furcht vor einer erneuten amerikanischen Invasion widerspiegelten (Verdammt nochmal! Nicht alle Weißen kommen aus den Staaten!), kam die Bedienung nach nur zweimal rufen. Nicht etwa, weil sie beschäftigt war. Nicht etwa, weil mein Bruder auf Englisch sprach. Nein, die japanische Ansprache schien sie zu sehr aus der Fassung gebracht zu haben, denn Gaijin können nicht Japanisch können!

Ein leckeres Überraschungsessen später (Warum Überraschung? Nun, die Kenntnis der chinesischen Schriftzeichen ist bei meinem Bruder noch in den Anfängen, er kennt demnach noch nicht irgendwas zwischen 3000 und 5000, sondern eher einige Hundert. Zur von mir auserkorenen Speise merkte er nur an, er glaube, das eine Zeichen hieße "Pferd"... - es war jedoch Kartoffelbrei im Knuspermantel) begaben wir uns auf die Reise zu den 57,85 Strohfußabstreifern, die das Domizil meines o-nii-san
markieren.

Nach einer kurzen Rast zum Ablegen des Gepäcks und zum Duschen (Meine Güte, das ist sooooooooooo sch... schwül hier! Also, dieses ganze Sauna-Getue in D wird sicherlich nicht zur Gesundheit beitragen, denn dann müßten in Japan schon sämtliche Krankheiten vom Erdboden verschwunden sein, bei der natürlichen Sauna, die hier herrscht! Es fehlt eigentlich nur noch, daß vor einem jemand mit 'nem Schöpflöffel in den Pfoten über die Straße rennt und schreit (natürlich auf Japanisch) "Ich mach' mal noch 'nen Aufguss!") haben wir noch schnell "Lalaport" heimgesucht.

Bei Lalaport handelt es sich nicht, wie man zunächst annehmen könnte (und ich im ersten Moment der akustischen Exposition auch tat), um einen Teletubby-Raumhafen, sondern um ein gigantisches Einkaufszentrum gleich vor der Haustür, welches innerhalb eines Jahres aus dem Boden gestampft worden ist. (Warum die Bauzeit für ein lediglich ein Drittel so großes Einkaufszentrum in meiner heimatlichen Universitätsstadt aber dreimal so lang ist, erscheint mir unlogisch... die Bauherren haben das mit den direkten und indirekten Proportionalitäten in der siebten Klasse wohl nicht so ganz nachvollziehen können!?) Dort suchten wir in diversen Geschäften nach einer modernen Perversion traditioneller Einrichtungsgegenstände: die Gummi-Tatami! Eine dieser auch als "Luftmatraze" bekannten Unterlagen, sollte mir als Stätte für die Nacht dienen. Leider wurden wir bei unserer Suche nicht fündig, und da ich keine Tierquälerei zu betreiben angedacht hatte, schied auch das aufblasbare Krokodil als Option aus.

Als wir beinahe schon aufgegeben hatten geschah es! Wir sichteten gar edles Geschmeide aus Stoff mit einer Füllung aus durch Polyaddition von Isocyanaten und Polyolen entstandenen Polyurethanen!



Der Abend war gerettet, die 6 Flaschen grüner Tee, die wir getragen hatten, waren schwer, die Luft war immer noch schwül-warm, aber ich war froh in Japan bei meinem Bruder zu sein!

6 Kommentare:

Melvin hat gesagt…

Mal ne dumme Frage aber ist das Wetter in Korea soooo anders als in Japan?
Habe mir da noch nie Gedanken drüber gemacht :)

Viel Spaß noch mit deinem Bruder, der dich noch nicht in seinem Blog erwähnt hat. ^^

Darkman hat gesagt…

Hm... also ob sich das in den Zahlen einer statistischen Erhebung über das Klima in Korea und Japan auch so deutlich niederschlagen würde, kann ich nicht beurteilen. Jedoch kam es mir in Japan nochmals deutlich schwüler vor (auch wenn ich es nicht für möglich hielt). Dort führte allein der Gedanke an Bewegung zu Wasserfällen...

Das Klima in Korea wird in den Büchern als kontinentales Klima mit Meereseinflüssen bezeichnet. Es gibt also vier deutlich unterscheidbare Jahreszeiten, die Sommer sind heiß und wegen der Meeresnähe sehr schwül, der Winter ist extrem trocken und kalt, gebietsweise fällt viel Schnee. Frühling ist mild und ebenfalls trocken, am schönsten soll der Herbst sein, sowohl von Temperatur wie Feuchtigkeit, als auch von der Landschaft.

Leider habe ich aber keine persönliche Vergleichsmöglichkeit, es war ja nur ein Wochenende.

Und keine Sorge: wir sind keine fiktive Computerfamilie, uns gibt's in Real Life (also Big Al's und Small Ol's Daddy, Glucke, Big Al und mich)! Mein Bruder hatte bisher nur keine Zeit, seinen Blog weiterzuschreiben, er muß für sein (unglaublich bappiges und ungesundes) täglich Brot auch arbeiten :)

Darkman hat gesagt…

Und "handzurrende Begleitung" und Aiche gibt's erst recht!!!

Melvin hat gesagt…

Oh, ich weiss, dass ihr REAL seid.
Ich glaube, dass ich deinen Bruder sogar schon getroffen habe.
Ich meine er war auf einem DVDboard.de Treffen.
Kann mich aber auch irren. ^^

Anonym hat gesagt…

Menno, dabei sah ich 2 Blogs als einzige Lösung um meiner Schizophrenie einen Sinn zu geben...

Anonym hat gesagt…

Ah, nu is aber gut. Ich hab' doch die letzten fast dreißig Jahre keine Paranoia gehabt! Wie sollte denn der Bub, wenn er nur einer mit gespaltener Seele gewesen wäre, gleichzeitig mit 2 Autos unterwegs gewesen sein? Und wenn er das noch hinbekommen hätte, mit 2 handzurrenden Kirschblüten oder Aishen auf einmal wird kein Mann fertig. Auch nicht meine SÖHNE (Plural)