Montag, 2. Juli 2007

Endlich wieder Schule!!!

Wie lange ist das her, dass wir die Schulbank gedrückt haben!?! Seufz, das waren noch Zeiten… und für einen Tag wurde für uns ein lange gehegter Erwachsenentraum wahr – wir durften wieder in die Schule! Genauer: die Ganada Sprachschule für Koreanisch.


Es war sicherlich ein aufregendes Erlebnis mit Irrungen und Wirrungen, mit Wendungen und Überraschungen… für unsere Sprachlehrerin! Sicherlich war die erste Überraschung für sie, dass zwei ihrer Schüler fließend koreanisch sprechen konnten (so sie schließlich ein koreanisches Elternhaus haben) - ebenso war es aber auch eine unglaubliche Erleichterung für sie, wie an gelegentlichen flehentlichen Blicken zu den beiden zwecks Bitte um Simultanübersetzung zu erkennen war.


Scheinbar stellten wir uns insgesamt aber dann doch nicht soooooo ungeschickt an, sodaß keiner von uns in den Hardcore-Einzelunterricht in dieses Zimmerchen gesteckt wurde



(es sieht nicht nur so aus, es war wirklich nicht mehr im Zimmer, abgesehen von der Tafel auf der abgewandten Seite)


Koreanisch ist leicht! Ja wirklich! Ganz im Ernst! Man braucht nur ein bisschen Sprachgefühl, einen Satz neuer Ohren und eine Gaumen- und Zungen-OP, damit die Laute auch so rein- und rauskommen, wie es sein sollte…
Die Schriftsprache ist vom Prinzip her jedoch leicht und schnell erklärt, und damit es auch keinem erspart bleibt und künftige Blogeinträge in Hangeul leicht mitverfolgt werden können, hier ein Exzerpt aus dem Unterricht:


Kapitel 1 – Die grundlegenden Vokale
Die ursprüngliche Schriftsprache, wie sie im 15. Jhd. vom großen König Sejong und seinen Gelehrten entworfen wurde, enthielt drei grundlegende Vokale, sie symbolisierten Himmel °, Erde – und Mensch |. Das Zeichen für Himmel ist im heutigen Koreanisch jedoch nicht mehr vertreten. Aus Erde und Mensch setzen sich nun sämtliche Vokale zusammen.


Kapitel 2 – Die Grundvokale
In alphabetischer Reihenfolge lauten die Grundvokale
ㅏ a ㅑ ya
ㅓ eo ㅕ yeo
ㅗ o ㅛ yo
ㅜ u ㅠ yu
ㅡ eu ㅣ i


Kapitel 3 – Der Silbenaufbau
Silben im Koreanischen bestehen aus Vokalen und Konsonanten in einer bestimmten Reihenfolge. Dazu existieren 3 mögliche Anordnungen:


1) Platzhalter – Vokal
2) Konsonant – Vokal
3) Konsonant – Vokal – Konsonant


Dabei können jeweils die Vokale und Konsonanten auch sogenannte zusammengesetzte Vokale, Doppelkonsonanten, Auslautkonsonanten und zusammengesetzte Auslautkonsonanten sein. Abweichungen von diesen drei Optionen bestehen jedoch nicht. Die Silben selbst werden jeweils in gleichgroße, viereckige (gedachte) Kästchen geschrieben.


Als Platzhalter für den Anlaut der ersten Möglichkeit wird das (in diesem Fall lautlose) ㅇ (ieung) verwendet. Die Position des Platzhalters (wie auch der übrigen Konsonanten) in Bezug auf den Vokal bestimmt sich aus der Richtung des grundlegenden Vokals. Ist das grundlegende Vokal Mensch, steht der Platzhalter / Konsonant links vom Vokal, ist es jedoch Erde, so steht er darüber. (Alles klar?)


Hier ein paar Beispiele:
야 ya
유 yu
어 eo
으 eu


Kapitel 4 – Grundkonsonanten
Das Aussehen der Grundkonsonanten stellt symbolisch die Form des Sprechapparates bei der Wiedergabe des Lautes dar. Daher sind die Zeichen nach ein bisschen Übung ziemlich leicht zu merken (glaubt’s mir einfach :)


ㄱ g,k - Zunge am Gaumen (hinten oben)
ㄴ n - Zunge an der unteren Zahnreihe (unten vorne)
ㄷ d,t - Zungenbewegung von oben nach unten
ㄹ r,l - der Name des Konsonanten (rieul) verdeutlicht die Bewegung :)
ㅁ m - geschlossener Mund
ㅂ b,p - geschlossener Mund geht auf
ㅅ s - Mitte der Zunge wird an Gaumen gepresst
ㅇ ng - offener Mund
ㅈ j - wie ‚s‘, nur stärker
ㅊ ch - und nochmal fester
ㅋ k - wie ‚g,k‘, nur wesentlich stärker (Mund öffnet sich)
ㅌ t - ebenso bei ‚t‘
ㅍ p - und ‚p‘
ㅎ h - und von ‚ng‘ zu ‚h‘

Was gäbe ich nun dafür, bei jedem Einzelnen von Euch eine Webcam zu haben, um mitzuverfolgen, wie Ihr gerade eben an Euch selber versucht habt, diese Grimassen nachzumachen!


Kapitel 5 – Noch mehr Konsonanten und Vokale…
Damit nicht genug, es folgen noch zusammengesetzte Vokale
ㅐ ae
ㅚ oe
ㅒ yae
ㅝ wo
ㅔ e
ㅞ we
ㅖ ye
ㅟ wi
ㅘ wa
ㅢ ui
ㅙ wae

und die Doppelkonsonanten
ㄲ kk
ㄸ tt
ㅃ pp
ㅆ ss
ㅉ jj


Diese werden nicht ganz so hart ausgesprochen, wie etwa ㅋ oder ㅌ, aber stärker betont als einfache Konsonanten. Unsere Lehrerin stellte es recht einfach dar: wenn man versucht, die stark betonten Konsonanten zu sprechen, während man gerade erwürgt wird, kommt dabei genau der richtige Laut heraus (sie hat das auch immer vorgeführt).
Alle Konsonanten existieren auch noch als Auslautkonsonanten, werden dann jedoch zum Teil anders ausgesprochen (zum Beispiel werden ㄷ,ㅅ,ㅈ,ㅊ,ㅌ,ㅎ,ㅆ allesamt als ‚t‘ ausgesprochen, sofern das folgende Wort nicht mit einem Vokal beginnt).
Ebenso existieren noch zusammengesetzte Auslautkonsonanten aus jeweils zwei verschiedenen Konsonanten (in bestimmter Reihenfolge). Dabei wird manchmal der eine und manchmal der andere Konsonant gesprochen, während der andere stumm bleibt – und zwar genau solange, bis das nachfolgende Wort wieder mit einem Vokal beginnt!

한어 안 어렵습니다!

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

in der ersten Stunde muss freilich noch keiner in das kleine Einzel"folter"kämmerchen. Paßt mal auf, wenn ihr Euere Hausaufgaben nicht macht, dann lernt ihr Schule kennen. Der Nürnberger Trichter ist harmlos dagegen.

Darkman hat gesagt…

Naja, die erste war auch unsere einzige Stunde. Wir hatten nur einen Tag lang, dafuer aber wirklich den ganzen Tag lang, Unterricht...

Anonym hat gesagt…

Du glaubst gar nicht wie wenig Lust ich habe mir auch noch noch ein winzigkleines zusätzliches Alphabetz auch nur durchzulesen, geschweige denn drüber nachzudenken :D.

Anonym hat gesagt…

Hast Du die ganzen Fragezeichen ins Posting getan oder macht das meine Kiste hier? Ok, das mit dem japanischen Gekrixel habe ich auch hinbekommen (ich sag bloss Blitzteich *ggg*), muss mal nach einem koreanischen Zeichensatz schauen. Meine einziger Versuch, mal ein paar Brocken einer asiatischen Sprache von einer Muttersprachlerin zu erlernen, ist kläglich daran gescheitert, dass im Thai nicht nur die Ausprache des Wortes zählt, sondern auch im Kontext die Tönhöhe und zwar bis zu neun verschiedene, die dann ein und dem selben Wort eine völlig andere Bedeutung verleihen.

Weiterhin viel Spass und Merci fürs
Teilhabenlassen,
Southernman

Melvin hat gesagt…

Ich habe gehört, dass Deutsche eigentlich akzentfreies Koreanisch lernen können.
Eine deutsche Betonung im Koreanischen gibt es angeblich nicht.
Vielleicht baut dich das ja auf. :)

Deine Erklärungen der Sprache kannte ich schon.
Ich finde das ziemlich genial beim Koreanischen.
Man muss keine X-Tausend Symbole lernen sondern kann richtig "Schreiben".

Drücke dir die Daumen, dass es gut weiter geht für dich mit der Sprache. :)

Darkman hat gesagt…

@Southernman: Tatsächlich habe ich nicht nur Fragezeichen eingefügt, auch wenn das sicherlich auf die eine oder andere Weise mehr als gerechtfertigt wäre :)

Die sprachliche Verwirrung existiert hier, wenngleich etwas abgewandelt, auch. So werden manche Worte fast gleich ausgesprochen und unterscheiden sich nur in einem Konsonanten, der eben normal, schwer oder stark betont wird (was immer das heißen mag :)

Also sind die Silben durchaus zu unterscheiden, aber fast nur im geschriebenen. Bei dem Tempo hier sind die verschiedenen Betonungen fast nicht herauszuhören.


@Melvin: Ich kriege dauernd zu hören, dass ich fast wie ein Koreaner klinge... aber das kriegen vermutlich alle zu hören, die auch nur ein paar Worte koreanisch von sich geben. Das löst nämlich regelrechte Begeisterungsstürme und ausgerenkte Unterkiefer aus!

Tatsächlich ist die koreanische Schriftsprache von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt worden, da es sich um die wissenschaftlichste Schriftsprache der Welt handelt!

Anonym hat gesagt…

Das erinnert ein bisschen an den Musikunterricht, den ich vor Jahrhunderten genossen habe. Sing mit: a-e-i-o-u-ä-ö-ü-eu-ai-au... lalala.