Montag, 9. Juli 2007

Mein erster Tag im Pohang Accelerator Lab (PAL)



Mein erster Tag im PAL stand an. Da ich natürlich noch gar keine Ahnung hatte, was ich dort machen soll, sollte ich um 0900h bei Ms. Park im Büro erscheinen, damit zunächst die ganzen Formalitäten und administrativen Angelegenheiten erledigt werden können.

Kaum dort angekommen, wurde ich im Büro von einer jungen Koreanerin (das Alter war unmöglich einzuschätzen) angestrahlt und begrüßt, die sich eben als jene Ms. Park vorstellte. Sie bat mich, kurz am freien Platz im Büro zu warten, und griff zum Telefonhörer, vermutlich um mich an den diversen Stellen, die wir nun im Begriff waren aufzusuchen, anzukündigen.


Der PC am Platz, an dem ich mich Befand, sei defekt, ein Techniker wäre aber bereits unterwegs, um ihn zu reparieren, damit ich daran arbeiten kann. Denn das Büro sollte mir für die Dauer meines Aufenthaltes zur freien Verfügung stehen.




Meine Neugier war aber zu groß und so wollte ich kurz sehen, was wohl am PC nicht ginge und schaltete ihn ein - "Keyboard error. Press F1 to resume." Hm. Einen Kurzaufenthalt unter dem Tisch und ein eingestecktes Kabel später war die Reparatur abgeschlossen, als genau in diesem Augenblick der Techniker das Zimmer betrat und etwas verwirrt auf den Monitor blickte, der bereits die vertraute Windows XP-Oberfläche zeigte... (glücklicherweise auf Englisch - im Gegenteil, das installierte OS hat keine koreanischen Schriftzeichen installiert, deswegen bin ich jetzt doch wieder zu meinem Laptop übergegangen, den ich jeden Tag auf dem Buckel eine halbe Stunde bergauf hierherschlepptoppen darf).


Nach diesem kurzen Zwischenspiel ging die große Vorstellungsrunde los. Zuerst mußten wir meine Ankunft offiziell machen und ein entsprechender Umlaufzettel von mehreren Leuten unterzeichnet werden. Zuerst besuchten wir den Team Manager, der natürlich als erster zu unterschreiben hatte. Danach ging es ins Administration Building zu diversen Leuten, bei denen keine explizite Vorstellung erfolgt ist, die jedoch natürlich auch unterschrieben haben. Nun kam der schwierige Teil der Veranstaltung, auf den ich gänzlich unvorbereitet war: ich mußte an einer Sicherheitsschulung im Umgang mit radioaktiven Materialien teilnehmen (oh, ich kann diese Schulungen nicht mehr hören... praktisch jedes Semester mußte ich eine über radioaktive Materialien oder Laser anhören) und einen darauffolgenden schriftlichen Test bestehen.

Die Schulung selbst bestand aus einem 15-seitigen Skript, welches ich in einer halben Stunde durchlesen sollte. Die Prüfung waren 10 Multiple-Choice-Fragen, die praktisch wortwörtlich im Skript aufgeführt worden sind. Nach 10 Minuten hatte ich alles nach bestem Wissen und Gewissen erledigt, was auch vom anwesenden Safety Officer zur Kenntnis genommen und ignoriert wurde. Nach einer halben Stunde erschien Ms. Park erneut (die zwischenzeitlich ihr Auto geholt hat), um mich abzuholen. Ohne nur einen Blick aufs Blatt geworfen zu haben, hieß es plötzlich vom Safety Officer "You've passed the test!" - Okay?!

Nun wurde für mich ein Zutrittsausweis zu den sicherheitsrelevanten Gebäuden ausgestellt, bei denen die radioaktive Belastung über den natürlichen Werten liegen kann. Den Ausweis sollte ich später abholen können.


Für meinen Aufenthalt erhielt ich von KOSEF einen gewissen Betrag, den ich unmöglich bar mit mir herumtragen konnte. Zu diesem Zweck sollte ich ein Konto bei der hiesigen Bank einrichten. Also fuhren wir ans andere Ende des Campus, um in der dortigen Filiale der "Wooribank" ein ebensolches zu eröffnen. In der Bank mußte man zunächst ein Zettelchen mit einer Nummer ziehen, wie es bei uns in den öffentlichen Ämtern üblich ist, um es am Schalter wieder abzugeben. Zehn Unterschriften später (in der Hoffnung, keine Waschmaschine gekauft oder Darlehensverträge abgeschlossen zu haben... es waren allesamt Blankoformulare) hielt ich meine Bankkarte bereits samt PIN in der Hand! (Hier dauert es eben keine drei Wochen bis die PIN per Post ankommt und ein bis zwei Wochen später die Karte eintrudelt!) Ein Thermodrucker sorgt für die nötige Beschriftung der Karte.



Man beachte die Aufschrift der Karte: 우리체크체크카드 (u-ri-che-keu-che-keu-ka-deu)


Die Karte und das beigefügte Kontenbüchlein ermöglichen es mir an den hiesigen Bankautomaten der Wooribank sämtliche Kontenaktionen durchzuführen, die notwendig werden könnten. Dazu gehören u.a. den aktuellen Kontenstand ins Kontenbuch eintragen, Gelder einzahlen oder abheben, Geldtransfers auf In- und Auslandskonten, usw.



Mit anderen Worten: dieser eine Automat ersetzt alles an Überweisungsträgern, Einzahlungszetteln, Kontostandsautomaten, Bankschaltern und Online-Banking, was in D so üblich ist.


Nun noch ein kurzer Abstecher zu meinem Gastgeber am Forschungsinstitut und dann wieder ab ins Büro. Dort überreichte mir Ms. Park noch ein paar Küchenutensilien, da sie gehört hat, daß die Küche im Gästehaus vollständig leer sei.




Derart ausgestattet konnte ich mir zukünftig morgens ein paar Cornflakes genehmigen (dreimal am Tag Reis schaffe ich einfach nicht) und abends nötigenfalls ein bißchen Fertigfutter gönnen. Denn um hier selbst zu kochen, mangelt es einfach zu sehr an einer Grundreinigung der Küche, nahegelegenen Geschäften für Nahrungsmittel und Geschirr.


6 Kommentare:

Melvin hat gesagt…

Also mit den Suppen kannst du nix falsch machen.
Davon habe ich mich in Paris immer am Ende des Monats ernährt, da sie so günstig sind. ;)
Nur leider sind die koreanischen Suppen für mich oft zu scharf. Hoffe dein Gaumen ist daran gewöhnt oder wird sich noch dran gewöhnen. :)

Was steht denn auf deiner Bankkarte?
Irgendwie verstehe ich den Witz nicht. :(

Anonym hat gesagt…

Reisauflauf, Reisklöße, Reisbrei, Reissuppe, Reisnudeln, Reismehl, Curryreis, Gemüsereis, Milchreis, Wasserreis, Naturreis, Wildreis, Risottoreis, Duftreis, Jasminreis, Basmatireis, Klebereis, Parboiledreis.

Wenn das mal kein abwechslungsreiches Grundnahrungsmittel ist, um Deine täglichen 3-? Mahlzeiten. abwechslungsreich zu gestalten.

Darkman hat gesagt…

@Melvin: Jupp, die Suppen sind schon des öfteren hilfreich gewesen, sind auch hier nicht wirlich teuer (etwa 1800 Won die Packung) und wirklich reichlich für eine Person.

Scharf sind die Suppen, das führt beim Essen manchmal zu dem lustigen Gefühl der Verwirrung des Gaumens darüber, ob die Suppe jetzt einfach zu heiß oder zu scharf oder beides ist :)

Auf der Bankkarte steht eigentlich nichts wirklich witziges... es steht halt "Check Card" drauf...


@Glucke: Du hast den nach vergorenem Kack stinkenden Reis in Deiner Aufzählung vergessen... es gibt ihn wirklich in allen möglichen Zubereitungsformen. Und ich bin stolz, bislang habe ich wirklich alles probiert: Seeschnecke (Abalone), Tintenfisch aller Größen und Geschmacksarten(roh und gekocht - sogar die extrem schleimig-rotzige Form mit Saugnäpfen, die sich manchmal im Mund festsaugen, O-Ton Mr. Kim), rohen Walfisch (gute Güte, das Zeug stinkt!!!), Blutwurstnudeln im Schweinedarm. Wer jetzt glaubt, das seien Erfindungen oder Übertreibungen, dem versuche ich das eine oder andere haltbarere Produkt einmal zukommen zu lassen!

Keine Sorge, ich habe tatsächlich nur 2-3 Mahlzeiten täglich. Zum Frühstück eben ein oder zwei kleine Schüsseln Cornflakes mit Milch evtl. mit Obst, pünktlich um 1200h ist Mittagessen und abends abwechselnd außer Haus, meine Suppen oder nix :)

Anonym hat gesagt…

Huhu,

naja, bei Deinem Frauchen sieht's nicht anders aus ohne Care-Pakete. Nur das mit dem Abends zum Essen ausgeführt werden muss ich wohl noch irgendwie einführen bei diversen Büro-Insassen, Arbeitskollegen oder Studienkollegen ;)
Sonst wird's auf Dauer mit Toast, Cornflakes, Toast, Cornflakes ganz schön langweilig...

Frauchen,
die ihren Koch-Guru vermisst

Anonym hat gesagt…

@Frauchen
Wie bringe ich Wasser zum Kochen?
Grundkurs Kinderkochbuch in kleinen Schritten.
Vorher Brandwundensalbe bereitlegen und Notrufnummer schon mal neben das Telefon.

Anonym hat gesagt…

*lacht* Den sichtbaren Desktophintergrund habe ich auch seit einiger Zeit. Gibt's bei www.digitalblasphemy.com ;)