Sonntag, 29. Juli 2007

Gefangen in Nagoya

Die Reise durch Nagoya war vorüber (aber nicht ohne zuvor die goldenen Arkaden zu besuchen und einen Teriyaki Burger zu verzehren - der wäre mal was für die Asia-Wochen in D!)... nun hieß es den Rückweg mit dem Shinkanzen anzutreten und für mich bereits die Tickets für die Reise zurück nach Korea zu besorgen.

Da die Verwendung einer deutschen Kreditkarte (MasterCard, VISA, etc.) irgendwie ausgeschlossen ist in Japan (Weltweites Zahlungsmittel?!? Wie war das???), da die dortigen Banken und Behörden wohl Angst im Dunkeln... äh... vor Geldwäsche haben und der Einsatz einer einheimischen Karte auch nicht immer ohne weiteres möglich ist (da ruft schonmal die Bank an und fragt, was man denn da überhaupt zu kaufen gedenkt... und wehe das neue Auto hat eine Farbe, die dem "Präsidenten" der Bank nicht gefällt!), begaben wir uns auf die Suche nach einem Geldautomaten, der die Bankkarte meines Bruders ohne Murren annimmt, da wir nicht mehr über genügend Bargeld verfügten für die Tickets.

Zunächst versuchten wir es an einem Geldautomaten am Bahnhof. Dieser akzeptierte die Karte meines Bruders schlichtweg nicht. Gut. Äh, schlecht. Aber es gibt ja noch die örtliche Post, die haben auch Geldautomaten und nehmen schliesslich jede Karte an. (Dummerweise sind wir auf dem Weg zum Bahnhof bereits an der Post vorbeigelaufen und durften die 10 Minuten dorthin erneut zurücklegen.) In den Geschäftsräumen der Post zum Automaten gestiefelt, Karte rein, Karte raus, Hä?, Karte rein, Karte raus, Wie?, Karte rein, Karte raus... Auch diese Automaten akzeptieren die Karte auf einmal nicht mehr! (Das Konto IST gedeckt!)

Ein verzweifelter Anruf bei der Bank brachte die Erkenntnis: wie kann mein Bruder aber auch nur auf solche Ideen kommen! Also das fiele einem normalen Menschen ja auch nie im Leben ein! Tstststs... Wirklich! Also sowas... Da wollte er doch tatsächlich an einem Sonntag nach 1600h Geld von einem anderen Automaten als seiner Heimatbank abheben! Unglaublich! Wer würde sowas schon wollen! (So ähnlich lautete wohl der Text der angerufenen Bankangestellten...)

Da standen wir nun ohne Geld. Handzurrende Begleitung hätte sogar noch genügend finanzielle Mittel gehabt, um meinem Bruder und mir die Fahrt zu seiner Wohnung zu bezahlen, allerdings mußten wir noch meine Tickets für die morgige Rückreise besorgen... natürlich, jeder würde nun sagen, geht halt zur Bank von Deinem Bruder! Richtig. Nur leider gibt es keine Filiale in Nagoya, da es sich um eine Dorfbank handelt, die lediglich in Yokohama Niederlassungen besitzt (mein Bruder wurde genötigt bei dieser Bank sein Gehaltskonto zu eröffnen).

Okay, nun wird garantiert entgegnet, wir sollten halt die Tickets nach Yokohama mit dem Geld handzurrender Begleitung besorgen und in Yokohama Geld abheben, um die Fahrscheine für Morgen zu kaufen. Gute Idee! Einziger Haken: bis wir zurück in Yokohama gewesen wären, hätten die Dorfbank und die Fahrkartenschalter geschlossen! (Und "geschlossen" heißt auch, daß alle Automaten außer Betrieb und verschlossen sind!)

Mit anderen Worten: HIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIILFEEEEEEEEEEEEEEEEE!!!!!!!!!

Gefangen in Japan, keine Chance auf eine Rückkehr. Den Flug umzubuchen war ausgeschlossen, da es sich um ein vergünstigtes Angebot gehandelt hatte (alles andere war unbezahlbar, schließlich ist Juli / August ja Urlaubssaison).

Ob dieser verzweifelten Lage dachten wir natürlich gemeinsam über eine Lösung nach. Mein Bruder war der Auffassung, wir sollten es noch am Automaten in einem Supermarkt versuchen, die nehmen fast alle Karten an. Diese Meinung wurde jedoch von handzurrender Begleitung abgeblockt, bis ihr eine geniale Idee kam: wir gehen zur Polizei!

Mein Bruder und ich tauschten einen jener vielsagenden Blicke aus, konnten handzurrende Begleitung jedoch nicht mehr von ihrem Vorhaben abbringen. (Mir wurde erklärt, daß man in Japan immerzu wegen jeder Kleinigkeit zur Polizei rennt. Zur Verbrechensbekämpfung ist die japanische Polizei in Ermangelung von jeglichen Schusswaffen oder Stöcken, denn diese sind ja viel zu gefährlich, wohl auch nicht sonderlich geeignet...) Die Polizisten am Bahnhof (zu dem wir wieder zurückstiefeln mußten) waren der Meinung, es sei wohl das Beste, zur Post zu gehen oder in einen Supermarkt, denn die nehmen ja fast jede Karte! (Hm... déjà écouté?!?)

Wir begaben uns also auf den Weg zum Supermarkt, jedoch nicht ohne eine kurze Unterbrechung. Handzurrende Begleitung (Kann man das eigentlich abkürzen? Etwa durch "HFE", "hand frapping escort"?) fragte einen vorbeikommenden Polizisten nach einem Supermarkt, obwohl sich unser Ziel bereits in Sichtweite befand...

Das Ende vom Lied erklärt sich von alleine, wenn ich Euch sage, daß ich meinen Blog momentan vom Büro in Korea aus aktualisiere...

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Guten Morgen Oriba, oder isses jetzt Abend? Öhm, also... hallo!

"Wenn einer eine Reise tut..." ist die Binsenweisheit der Globetrotter seit den Zeiten des seligen Cristobal Colon. Stell dir doch mal vor, du wärest in einem kleinen Dorf der bayrischen Schwaben geboren, das Namensähnlichkeit mit der Landeshauptstadt hat, wärest dort zur Hauptschule (sic!) gegangen, hättest die Nachbarstochter, die irgendwie mit uns verwandt wäre, geheiratet, hättest Kinder und einen guten Job in der örtlichen Dorfschmiede und würdest 4-wöchig 'in die Stadt' namens Ohrschloss fahren, um einzukaufen... dann, ja dann würde dir so etwas, was du da schilderst, natürlich nicht passieren. Aber, puh, demschöpferdesuniversumsseidank, ist das nicht so.

Auf die Gefahr hin, dass du, hättest du diesen Kommentar lesen/hören können, WÄHREND das Geschilderte geschieht, nicht sehr amused hättest sein können, ist es nicht dennoch herrlich, sich daran zu erinnern, noch viel besser, es zu schreiben, wie du es gerade tust, und dich dabei, genüsslich jede Sekunde wiederkäuend, diebisch rückwärts freust?

Also zumindest ich hatte sehr viel Spass beim Lesen, vielen Dank für die marcopoloesken Deskriptoren, die deinem Schlüsselbrett entfleuchen!

Anonym hat gesagt…

Ich denke man sollte nochmal in aller Deutlichkeit darauf hinweisen, daß es sich um die japanische Karte einer japanischen Bank gehandelt hat.
Und daß dieser Blogeintrag von meinem Brüderle stark untertrieben ist.
Man sollte sich noch unseren Erschöüfungsgrad dazudenken, nach 8h Fussmarsch in der Sauna.

Anonym hat gesagt…

Ich hätte doch noch gerne gewußt wie Euch nun die Polizei zu der Kohle verhelfen konnte. Vielleicht haben die ja einen Tresor dort, wo das sichergestellte Geld aus nicht existierenden Diebstählen, Raubüberfällen, Drogenhandel etc. liegt, das dann für Notfälle zinslos? ausgeliehen wird. Wäre doch eine schöne Geschichte, oder?