Montag, 2. Juli 2007

Die Kultur(tor)tour

Zum Auftakt des „2007 DAAD-KOSEF Summer Institute“ war eine kulturelle Rundreise durch Korea angesetzt. Hiermit sollten uns erste Begegnungen mit der für uns durchaus fremden Welt geschlossen werden – insbesondere die kulinarischen Gewohnheiten wurden uns vermittelt (zwischendurch vermuteten wir eine heimliche Mästung…). Weniger negativ ausgedrückt: wir wurden unglaublich zuvorkommend versorgt und bemuttert, sodaß wir innerhalb dieser ersten Orientierungswoche kaum von Mangelerscheinungen irgendeiner Art sprechen können!
Dem uns zuvor per Mail zugesandten Plan war zu entnehmen, daß 경복궁 (gyeong-bok-gung, der Gyeongbok Palace) mit dem angegliederten Nationalmuseum im Herzen von 서울 (seo-ul) als allererstes in Augenschein zu nehmen war.





Abermals hat uns der Dauerregen begleitet, das war allerdings weniger verwunderlich. Laut Auskunft unserer Reiseführerin kommen etwa 70% der Jahresniederschläge in diesen Wochen herunter…

Im Museum erwarteten uns liebevoll gestaltete Nachbildungen historischer Stätten und antiker Dörfer, traditionelle Kleidung, sowie eine Vielzahl an Ausgrabungsfunden.









Beeindruckend war auch, daß bereits vor über 1000 Jahren die Städteplaner zu Werke gingen und das antike Seoul bereits überaus strukturiert war (siehe folgendes Photo).



Die Buchdruckerkunst ist der ganze Stolz der „alten Welt“ seit sie im 15. Jhd. Von J. Gutenberg ge-/erfunden worden war. Unglücklicherweise waren man in Asien bereits einige hundert Jahre zuvor bereits auf den Nenner gekommen…



Heute ist’s das Pfefferspray, damals war’s der „deadly way“… Das 장두 (jang-do) diente den Frauen zur Selbstverteidigung gegen aufdringliche Verehrer. Außerdem gab’s wohl zusätzlich eine hübsche Haarspange ab…



Leider waren die Süßigkeiten nicht echt… aber es wahr ja ohnehin eine dicke Glasscheibe dazwischen und vermutlich irgendwo abermals einer von den unglaublich markerschütternden Piepsern, die immerzu aufheulten, sobald man sich den Ausstellungsobjekten zu sehr näherte. Grundstoff für die Zubereitung sind Reis und Bohnen aller Form, Farbe und Größe.



Jetzt weiß ich mehr denn je, warum ich keine Nadeln in mich hineinbohren lassen will. Denn irgendwie kann ich diesen Akupunktur-Puppen-Plänen keine sonderlich große Ähnlichkeit zu meiner Person entnehmen. Meine Lebenslinien laufen sicherlich anders…



Die Tiere im Tierkreis stehen für jeweils ein Jahr, 1982 war das Jahr des Hundes (ganz rechts), wer also wissen möchte, was er / sie selbst so ist, ob Hase, Henne, Ochs‘ oder Schwein, der zähle links und rechts im Ringelreihen. (Das Essen oder die Luftfeuchtigkeit scheinen mir nicht sonderlich zu bekommen.)



Zu den besonderen Errungenschaften Koreas gehört u.a. die Fußbodenheizung! Dabei wurde die heiße Abluft in den leeren Raum zwischen doppelten Böden geleitet und über Kamine nach außen geführt. Die schönsten Kamine hatte natürlich der königliche Palast, zwei davon sind im Bild zu sehen.



Die Fenster der Häuser und Paläste wurden mit Papieren überzogen und sollten so einen natürlichen Luftfilter gegen die Feuchtigkeit bieten (Goretex läßt grüßen).



Hierbei handelt es sich lediglich um das Esszimmer des Palastes… dieser Festsaal wurde zuletzt am Ende des zweiten Weltkrieges benutzt.



Ein Blick ins Innere…



… und auf die absolut reglosen Palastwachen (Na? Erinnert uns das an irgendwelche Wachen?) Wir hatten sie dennoch fast zum Lachen bringen können!



Nach dem Besuch des Palastes ging es mit kurzem Zwischenstop für ein chinesisches Mittagessen weiter auf dem Han River. Zufälligerweise befand sich zum selben Zeitpunkt ein Filmteam mit an Bord, die gerade eine Folge der erfolgreichsten koreanischen Seifenoper drehten (30% Zuschauerbeteiligung). Wir konnten also dem Paparazzi-Feeling freien Lauf lassen und einige Bilder der Hauptdarsteller aufnehmen (die im übrigen sehr berühmt sein sollen). Gelegentlich wurden wir am Photographieren von den Bodyguards gehindert mit dem Hinweis, wir sollen das doch bitte lassen, solange sie zu uns schauen. Wenn sie es nicht sehen, dann…





Nach der Rundfahrt gewährten wir uns einen Überblick über die Hauptstadt vom Skydeck des 63 Convention Center aus. (Dieses wird auch als „Golden Building“ bezeichnet aufgrund der Fensterfarbe, die 63 steht im übrigen für die Zahl der Stockwerke.)













Im Anschluß an diesen Ausflug folgten die offiziellen Eröffnungsfeierlichkeiten des Summer Institute mit einem mehrgängigen Dinner (eigentlich waren unsere Dinners immer mehrgängig). Damit endete das Programm für den Tag, wir ließen es uns allerdings nicht nehmen, ein bißchen von Seoul bei Nacht zu sehen und suchten auch den 청계천 (cheong-gye-cheon) heim. Dieser kleine künstliche Flußlauf durch Seoul bietet am Rand zahlreiche Restaurants, Cafés und Sehenswürdigkeiten und zählt insbesondere bei Nacht als Treffpunkt für die verliebten Pärchen, die heutzutage sogar händchenhaltend durch die Stadt laufen.



And that’s all!

Zumindest für diesen einen Tag, es sollten noch vier weitere folgen…

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die aus Reis und Bohnenpaste hergestellten Süßigkeiten hast Du ja schon vor längerem aus japanischer Herstellung kosten dürfen. Worin sich die japanische von der koreanischen Küche unterscheidet werden wir sicher im Laufe der nächsten Wochen wohl noch erfahren können.

Mama

Darkman hat gesagt…

Die koreanische Küche unterscheidet sich durchaus von der japanischen. Zwar gibt es immer wieder Koinzidenten, aber vom Geschmack (Gewürze), von den Zutaten und vom Aussehen ist es doch recht leicht unterscheidbar.

Melvin hat gesagt…

Da hast du wirklich schon viel gesehen.
Ich finde es gut, dass du am Anfang sofort viel gezeigt bekommst.
Wenn sich der Alltag erstmal einstellt, hat man für sowas weniger Zeit und man sieht die ganzen Dinge nicht mehr, da sie "normal" geworden sind.